Das Foto zeigt Suli Puschban und drei weitere Mitglieder ihrer Band "Die Kapelle der guten Hoffnung".
Suli Puschban und die Kapelle der guten Hoffnung. ©Anja Mey/Suli Puschban

Suli Puschban: „Die Welt braucht Kinderlieder mit Attitude!“

Suli Puschban ist vieles: Songwriterin, Pädagogin, Feministin, Frontfrau, Community-Musikerin – und eine echte Ausnahmeerscheinung in der Kindermusik. Am 16. und 17. Juli kommt sie ins FEZ-Berlin und steht mit Berliner Schüler*innen auf der Astrid-Lindgren-Bühne. Wir sprachen mit ihr über rebellische Lieder, Super-Mario-Moves und ihre Liebe zur Vielfalt.

Suli, du wirst oft als „die Rebellin der Kindermusik“ bezeichnet. Was bedeutet das für dich – und worauf legst du besonders Wert, wenn du für Kinder schreibst?
Der Titel stammt von Rüdiger Bischoff, der lange das Radio Klangohr gemacht hat – mit echter Kinderjury und allem Drum und Dran. Ich hab ihn behalten, weil er ganz gut trifft, was ich mache: Ich gehe meinen eigenen Weg. Beim Schreiben ist mir wichtig, dass ich ein Thema finde, das Kinder wirklich interessiert. Musikalisch gibt’s für mich da keinen Unterschied zu Liedern für Erwachsene – ob Rock, Folk oder Reggae, ich nehme die Kinder ernst. Manchmal beginnt der Prozess für ein neues Lied mit einer Textzeile, manchmal mit einem Gitarrenriff oder einer Melodie. Und wenn es fertig ist, probiere ich es mit Kindern aus – meistens an der Rosa-Parks-Schule in Berlin, mit der ich nach wie vor verbunden bin. Wenn’s funktioniert: ab auf die Bühne!

Deine Songs sind witzig, poetisch – und oft ziemlich politisch. Warum ist dir das wichtig?
Ich war schon als junge Frau politisch aktiv – in der Wiener Frauenbewegung –, ich bin Feministin und gehöre zur queeren Community. Das ist kein Mantel, den ich mir fürs Songwriting anziehe, das bin einfach ich. „Das Private ist politisch!“ – das gilt für mein Leben genauso wie für meine Lieder. Kinder bekommen ständig Rollenbilder vorgesetzt – rosa Prinzessinnen da, mutige Abenteurer dort. Ich versuche, diese Bilder aufzubrechen, sie zu hinterfragen und zu zeigen: Es geht auch anders. Und ich finde, Kinder merken sehr genau, ob man ihnen mit Haltung begegnet – und nicht nur mit Klamauk.

Beim Ferienstart-Konzert auf der Astrid-Lindgren-Bühne im FEZ stehst du mit Schüler*innen auf der Bühne. Wie entsteht so ein Schullied eigentlich – und was macht diesen Prozess so besonders?
Ein Schullied ist wie eine Hymne – maßgeschneidert für eine Schule, ihre Stimmung, ihre Menschen. Ich bin mindestens zwei Wochen vor Ort, singe mit den Klassen, rede mit allen, lausche dem, was zwischen den Zeilen passiert. Ich nehme diese ganze Atmosphäre auf – und irgendwann verdichtet sich das zu einem Lied. Das ist echte Magie. Musik kann Gemeinschaft stiften – aber dafür muss sie auch wirklich gelebt werden. Ich sage nur: Musiklehrer*innen-Mangel! An Schulen wird viel zu wenig gesungen. Dabei wissen wir doch alle, wie es ist, wenn man auf einem Konzert mitgrölt oder auf einer Demo zusammen singt – man geht gestärkt nach Hause. Genau das macht ein gutes Schullied. Es verbindet.

Du kennst dich bestens aus mit Musik für Kinder. Was sind deine Zutaten für ein richtig gutes Kinderlied?
Witz, eine starke musikalische Idee und Themen, die am Puls der Zeit sind. Ich hab gerade ein paar Lieder über Gaming geschrieben – weil’s einfach wichtig ist für Kinder. Und weil es unfassbar viel Spaß macht, mit ihnen beim Refrain von „Jump and Run, ich renn ja schon so schnell ich kann“ durchs FEZ zu hüpfen! Was mir auch wichtig ist: ein diverses Bühnenbild. Ich versuche immer, noch eine weitere Musikerin mitzunehmen. Als Vorbild – gerade für die vielen Mädchen vor der Bühne. Wenn da ein Kind eine Stunde lang staunt, weil da jemand steht, der aussieht wie sie – dann ist das schon viel. Ich sage: Die Welt braucht mehr Kinderliedermacher*innen mit Attitude! Wenn jemand loslegen will – ich helfe gern!

Dein aktuelles Album heißt „Unsere Stadt spricht alle Sprachen“. Wie spiegelt deine Musik das Leben in einer Stadt wie Berlin wider?
Ich lebe in Kreuzberg – da ist Vielfalt Alltag. An der Rosa-Parks-Schule habe ich fast 30 Jahre gearbeitet, viele Jahre als Erzieherin, später als Liedermacherin. Das war für mich nie „bunte Vielfalt“ im Broschüren-Sinn, sondern einfach mein Leben. Aus dieser Welt heraus ist der Song „Unsere Stadt spricht alle Sprachen“ entstanden. Ich arbeite auch wahnsinnig gern mit anderen Künstler*innen zusammen – das erweitert meinen Horizont. So ist z. B. „Eine gute Frage“ mit Dota Kehr entstanden, ein Lied voller Kinderfragen. Eine davon ist: „Gibt es Geräusche im All?“ – allein diese Frage entfacht schon Diskussionen auf jedem Konzert. Und genau das liebe ich: in Beziehung treten mit dem Publikum, auf Augenhöhe.

Was erwartet die Besucher*innen beim Konzert auf der Astrid-Lindgren-Bühne – und warum sollte man es auf keinen Fall verpassen?
Es ist das erste Mal, dass mehrere Schulen auf einer Bühne ihre selbst geschriebenen Schulhymnen präsentieren – und zwar nicht als Wettbewerb, sondern als großes Miteinander. Zwischen den Schulbeiträgen spielen wir natürlich auch unsere Klassiker: „Supergirl“, „Ein Hase in einem Cabrio“ oder „Ich hab die Schnauze voll von rosa“. Die Gustav-Meyer-Schule bringt sogar ihre eigene Schulband mit – und alle anderen Kids dürfen mitsingen. Das soll ein Fest der Inspiration und der Gemeinschaft werden. Und wenn wir alle leuchtend und beschwingt aus dem FEZ rausgehen – dann war es ein gutes Konzert.

Vielen Dank, Suli – wir freuen uns aufs Konzert!

Suli Puschbans Schulliedkonzert im FEZ-Berlin 
Mi 16. Juli und Do 17. Juli 2025 
jeweils von 10:30 bis 11:30 Uhr 
Empfohlen von 4-99 Jahren  

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