FEZ-Berlin: Liebe Rabea, wie fühlt es sich an, in einer Rakete zu sitzen und dem Countdown zum Start zuzuhören?
Rabea Rogge: Ich dachte, ich würde supernervös sein! Aber tatsächlich war ich ganz ruhig – weil wir vorher so intensiv dafür trainiert hatten. Ich kannte die Abläufe, ich hatte Vertrauen ins Team, in die Technik. Vielleicht war ich auch deswegen so entspannt, weil ein riesiges Gewitter im Anmarsch war und ich gar nicht wirklich damit gerechnet hatte, zu starten. Als der Countdown dann doch begann, fing die Rakete an zu vibrieren. Und plötzlich war klar: Jetzt geht’s los! Und mein vorherrschendes Gefühl war Freude.
Beim Raketenstart wirken enorme Kräfte auf den Körper ein. Kann man sich darauf überhaupt vorbereiten?
Das kann man tatsächlich trainieren. In der Zentrifuge haben wir die Beschleunigungskräfte simuliert. Der Start selbst fühlte sich dagegen dann fast entspannt an. Bis zum Abschalten der ersten Triebwerksstufe wird man in den Sitz gedrückt, dann fällt man nach vorn, in die Gurte – und es wird noch mal beschleunigt. Am intensivsten war der Moment, als wir endlich im Orbit waren und die Schwerelosigkeit einsetzte. Das war magisch. Ich fühlte mich wie ein Kind, das die Welt neu entdeckt.
Wie war dieser erste Blick auf die Erde?
Unglaublich. Ich war anfangs skeptisch gegenüber diesem sogenannten Overview-Effekt, von dem viele Astronaut*innen berichten.
Der Effekt beschreibt, dass man erst durch den Außenblick aus dem All lernt, die Erde wirklich zu lieben.
Ich persönlich hatte diese Liebe schon vorher. Aber beim Anblick der Erde habe ich gespürt: Wir stehen am Anfang von etwas Großem. Da ist noch so vieles zu entdecken, so viel Wissen, das wir erst noch erforschen müssen. Für mich war das ein Moment des Aufbruchs.
Wie war die Rückkehr zur Erde?
Intensiv. Die Kräfte, die beim Wiedereintritt wirken, waren spürbar. Man sieht das Feuer draußen an der Kapsel, wird von 25.000 auf 0 km/h gebremst, und dann öffnen sich die Fallschirme. Ich war gleichzeitig traurig, dass es vorbei war, aber auch unheimlich glücklich und dankbar.
Du bist die erste Frau aus Deutschland, die im All war. Was gibst du Mädchen mit, die von so etwas träumen?
Ich finde: Man darf groß träumen. Es braucht Mut, einen Traum auszusprechen – und oft mehr als Kritik zu äußern. Aber genau das ist wichtig: Träume zu teilen bringt uns mit Menschen zusammen, die sich ebenfalls trauen, zu träumen. So entsteht ein starkes Umfeld, in dem wir uns gegenseitig ermutigen können. Das gilt für alle – Mädchen, Jungen, alle Menschen. Wir sollten einander helfen, unsere Ziele zu erreichen. Und wir sollten Fragen niemals verurteilen – sondern als Chance zum gemeinsamen Lernen sehen. Mir geht es um eine Kultur, in der wir gemeinsam leben, lernen und uns unterstützen.
Du bist Patin der neuen Ausstellung GREEN PLANET BERLIN. Was begeistert dich an dem Projekt?
Ich liebe, dass hier Zukunft greifbar wird. Kinder und Jugendliche können experimentieren, gestalten, Ideen einbringen. Und sie sehen, was alles schon möglich ist. Ich wünsche mir, dass sie aus der Ausstellung mit dem Gefühl herausgehen: Ich kann was bewegen. Veränderung beginnt bei uns. Und wenn irgendwo die Welt besser werden kann, dann vielleicht zuerst in Berlin.
Viele junge Menschen sind angesichts der Klimakrise besorgt. Was sagst du denen?
Ich war selbst drei Monate mit Sea Shepherd unterwegs, um illegale Fischerei zu bekämpfen. Und ich habe gesehen, was möglich ist: In einem Gebiet war das Leben fast verschwunden – sechs Jahre später war es zurück. Das hat mir gezeigt: Veränderung ist möglich. Wir müssen die Probleme benennen, aber dann auch fragen: Was ist die Lösung? Genau da liegt die Hoffnung. In der Forschung, in der Technologie, im gemeinsamen Tun.
Und was kann Raumfahrt konkret zum Klimaschutz beitragen?
Raumfahrt zeigt, wie man in Extremsituationen überlebt. Das bringt uns auch auf der Erde weiter. Technologien wie Solarzellen oder CO₂-Rückgewinnung profitieren von Raumfahrt – auch bei uns auf der Erde. Raumfahrt ist nicht nur Entdeckergeist, sie treibt Innovation für die Erde.
Wenn du an Berlin im Jahr 2035 denkst – was darf nicht fehlen?
Gute, zugängliche Mobilität für alle. Und ein starkes Gefühl von Gemeinschaft. Ich wünsche mir, dass Berlin ein Ort bleibt, wo Ideenreichtum und „Wir packen das an!“-Mentalität zuhause sind. Ein echter „Green Planet Berlin“.
Die Welt verändern, damit das Klima wieder prima wird? Gute Idee, denn die Welt liegt gleich vor unserer Haustür: Die interaktive Ausstellung GREEN PLANET BERLIN präsentiert euch ab 9. Oktober 2025 inspirierende Ideen, Projekte und Menschen, die Berlin in eine ökologische Stadt der Zukunft verwandeln wollen. Gleichzeitig bieten wir Mitmachstationen, bei denen ihr nach genialen Lösungen für eine grünere Stadt und gesündere Welt sucht. Mehr Infos







