Frau Witzke, mit dem Jahreswechsel gab Thomas Liljeberg-Markuse seine Rolle des Geschäftsführers vollständig an Sie ab. Damit bilden Sie zusammen mit Chris Berghäuser von nun an die neue Leitung des Hauses. Was macht das FEZ-Berlin aus Ihrer Sicht aus?
Es gibt in allen Generationen Menschen, die das FEZ lieben und damit verbunden sind. Eltern, die mit ihren Kindern herkommen, und sagen: als ich vor 20 Jahren selbst noch ein Kind war, bin ich auch hier gewesen, und jetzt gebe ich das weiter an die nächste Generation. Da ist ein großer, toller Rückhalt für ein Haus, das Kindern und Jugendlichen Räume anbietet, in denen sie großen Spaß mit ihren Freunden oder der Familie haben, und gleichzeitig auch noch richtig viel lernen. Kinder dabei unterstützen, sich in ihren individuellen Stärken und Interessen voll zu entfalten und ihre Stimmen hörbarer machen – und zwar ganz unabhängig von welchem sozialen, kulturellen oder finanziellen Hintergrund sie stammen: Dafür brenne ich und dafür stehe ich ein.
Sie sind Berlinerin – waren Sie in Ihrer Kindheit im FEZ?
Ja! Ich bin in Treptow-Köpenick groß geworden und war als Kind öfters im FEZ. Eine meiner starken Erinnerungen ans FEZ ist, wie ich vor dem Orbitall stehe und meine Nase an der Scheibe plattdrücke und neugierig bin. Ganz genau so ging es wahrscheinlich sehr vielen Kindern und geht es Kindern noch heute damit. Oliver Igel, der Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, hat bei unserem 45-Jahre-FEZ-Jubiläum erzählt, dass es ihm als Kind ganz ähnlich ging. An meinem ersten Arbeitstag hat mir mein Geschäftsführungskollege Chris Berghäuser meinen Kindheitstraum endlich erfüllt und ich durfte mal hinein. Ich habe nichts ausprobiert – aber ich war mal drin. Das war ein schöner und besonderer Start für mich!
Vor welchen Herausforderungen sehen Sie das FEZ stehen?
Ich glaube, dass wir grad im Großen und Kleinen viele Veränderungen erleben, die für alle Beteiligten auch anstrengend sind. Hier hilft es meines Erachtens, sich auf wichtige Werte zu konzentrieren, wie wir sie leben und in die Gemeinschaft einbringen können. Für unser Haus wünsche ich mir sehr, dass es uns gelingt, in all unseren Angeboten mit den Entwicklungen und den sich verändernden Bedürfnissen und Themen von jungen Menschen, aber auch in Arbeitswelt und Gesellschaft Schritt zu halten. Das ist schwer, weil Veränderungen immer schneller und eigentlich ständig passieren und fast immer auch mit Verunsicherungen verbunden sind. Das nicht nur auszuhalten, sondern auch aktiv zu gestalten, für uns miteinander im FEZ und für unsere Zielgruppe: Das wäre mein Wunsch und eines der Ziele für die kommenden Jahre. Außerdem wünsche ich mir, dass das FEZ noch bekannter wird in der Stadt.
Möchten Sie Berlins Familien zu Jahresbeginn eine Botschaft mitgeben?
Ich würde mich sehr freuen, wenn es uns gelingt, das FEZ als Europas wahrscheinlich größtes Zentrum für Kinder- und Jugendarbeit und Familienbildung für Berliner Familien noch bekannter zu machen. Der Anreiseweg aus dem Norden oder Westen Berlins ist natürlich nicht unerheblich, aber er lohnt sich! Ein Freund von mir, der in Pankow wohnt, war vor kurzem mit seiner Familie zum ersten Mal hier. Und er schrieb mir, er habe gar nicht gewusst, wie toll das hier ist.
Berlins Familien würde ich gerne sagen: Das FEZ bietet euch eine unglaublich schöne Möglichkeit, mit den Kindern zusammen zu spielen und zu entdecken und gemeinsam ein tolles Wochenende zu erleben, und gleichzeitig Anregungen zu bekommen und die Bedürfnisse eurer Kinder zu integrieren. Werft einen Blick auf unser Programm und besucht unsere Bühne oder das Schwimmbad. Oder drückt euch vorm Orbitall an der Fensterscheibe die Nasen platt! Das FEZ ist und bleibt toll, inspirierend und für jede*n erschwinglich.
Was sagen Sie Berlins Lehrer*innen und Pädagog*innen?
Sprecht uns an, seid Bildungspartner*innen für uns! Nutzt die Chance dieses großartigen außerschulischen Lernorts und kommt mit euren Ideen zu uns. Auch wenn wir nicht alles umsetzen können, sind wir dafür offen, das Mögliche mit euch zu versuchen. Außerdem hilft es uns sehr, Bedarfe zu kennen. Und vielleicht noch das: Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ein außerschulischer Lernraum Lehrer*innen die faszinierende Möglichkeit bietet, ihre Kinder mit anderen Stärken und Kompetenzen, in anderer Kollaboration und Interaktion zu erleben, und wie wertvoll das ist.
Bei Rotkohl und Klößen sprachen wir im Dezember 2024 mit Dr. Margrit Witzke über den besonderen Wert von außerschulischer Bildung – und die Wichtigkeit, die Interessen der Kinder und Jugendlichen in Deutschland pädagogisch zu fördern. Das Interview erschien zuerst in unseren Newslettern. Zum Newsletter-Abo