In der FEZ-Lehrküche liegt heute der Duft von frisch gebackenem Kuchen in der Luft. Kinder huschen geschäftig zwischen den Öfen und den Anrichten hin und her. Hier, im „Mampfhafen“ von FEZitty, laufen die Vorbereitungen auf den Politiker-Besuch auf Hochtouren. Zwei Zwillingsschwestern legen konzentriert Obstspieße auf Platten, daneben warten kleine Küchlein auf ihren Einsatz.

Ob Nicola und Victoria solche Buffets schon öfter vorbereitet haben? „Ja, wir sind seit mehreren Jahren bei FEZitty dabei. Eigentlich sind wir immer in der Küche.“ Ob es heute anders abläuft als sonst? Nicola grinst: „Es ist halt besser organisiert als an anderen Tagen.“ Und – aufregt? „Ja! Die sieht man ja nicht jeden Tag.“
Handschlag, Gästeausweis und Wuhlis
Um 11 Uhr ist es endlich so weit: Vor dem Haupthaus nehmen die Kinderregierung, die FEZ-Geschäftsleitung und die FEZitty-Projektleiterinnen die Ehrengäste des Tages feierlich in Empfang: Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, Bezirksbürgermeister Oliver Igel und Falko Liecke, Staatssekretär für Jugend und Familie, begrüßen die Runde.

„Hallo, ich bin Kai“, sagt Wegner und schüttelt Hände. Ein Mädchen hängt ihm ein Erwachsenenvisum um den Hals – ein paar Wuhlis, die Währung der Kinderstadt, gibt’s auch dazu. „Sieht schick aus. Bist du die Bürgermeisterin?“, fragt Wegner. „Die kandidierende Bürgermeisterin“, stellt das Mädchen sich vor: Levinia. Neben ihr stehen die Kinder-Minister für Justiz und Stadtbau – der Finanzminister, heißt es, habe „noch ein Regierungsgeschäft zu erledigen“. „Sehr gut, Finanzminister sind immer ganz wichtig“, meint Wegner. „Ich bin jetzt zum dritten Mal hier und finde es großartig, was ihr macht!“
FEZitty ist seit zwei Jahren offiziell Partnerstadt Berlins – der Besuch des Regierenden Bürgermeisters ist seither Tradition. „Für mich ist es sogar schon der siebte Besuch“, sagt Oliver Igel und lacht. Es ist die vorletzte Woche der diesjährigen FEZitty-Spielzeit, die noch bis 5. September läuft.
Ein Rundgang – zu Fuß statt per Bahn
Los geht die große Führung durch die Hauptstadt der Kinder: Vorbei am Empfang, weiter zum Jobcenter, zur Bank und ins Rathaus. Im Supermarkt bedient ein Kind mit Donut-Hut die Kasse; Wegner fragt nach dem Sortiment, lässt sich erklären, wie Wuhlis verdient und ausgegeben werden. In der Mehrzweckhalle, der „FEZitty-Universität“, berichten Kinder von ihren Projekten.
Eigentlich soll danach der FEZitty-Express die Delegation über das Gelände bringen. Doch wie eine richtige Bahn hat auch der kleine Zug heute Verspätung – also geht’s weiter zu Fuß: Auf der Öko-Insel überreichen FEZitty-Kinder selbstgebundene Blumensträuße.

Am Hühnermobil lockt eine Mitarbeiterin die Hühner zum Zaun – die Kinder jubeln, die Hühner machen mit. Zum Abschluss geht’s – endlich – zu den Zwillingen und den übrigen Helfer*innen im Mampfhafen: ein kurzer Stopp, ein Keks, ein Dankeschön an die Küchencrew.
„Wie würdet ihr Wahlkampf machen?“ – Die Kinder fragen nach
Im Foyer bildet sich ein großer Kreis um das Podest: Kinder, Eltern, Gäste – und mittendrin die Kinderregierung. Kristin Tiffert vom FEZ moderiert. Die Fragen sind direkt, freundlich, mitunter sehr konkret: „Wenn Sie ohne Fahrer mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren würden – wie lange bräuchten Sie?“, fragt ein Kind. Er müsse „noch ein bisschen trainieren“, meint Wegner, erzählt von einer Urlaubstour, da hat er 25 Kilometer „in einer Stunde und acht Minuten“ geschafft – „da ist noch Luft nach oben“.
Nacheinander tragen nun auch die anderen Kinder ihre Fragen an die Politiker vor: „Wenn Sie hier kandidieren würden – wie würden Sie Wahlkampf machen?“ Oliver Igel hat eine Empfehlung: „Ich würde mit allen viel sprechen und zuhören, und daraus Ideen entwickeln – aber andere auf keinen Fall schlechtmachen. Überzeugt mit euren Stärken, nicht mit den Schwächen der anderen.“

Wegner stimmt zu: „Das A und O ist das persönliche Gespräch – mit einer klaren Idee, wie man FEZitty gestalten will. Und, was ganz wichtig ist, auch außerhalb von FEZitty: Geht unbedingt wählen – Demokratie lebt vom Mitmachen!“ Falko Liecke ergänzt: „Kurz und knapp erklären, was gelungen ist – und wofür man Verantwortung übernimmt. Nicht alle kann man persönlich treffen, also Infos gut aufbereiten.“
Zwischendurch berichtet die Kinderregierung, dass in diesem Jahr besonders intensiv über das FEZitty-Steuersystem diskutiert wird. „Genau solche Debatten sind wichtig“, sagt Oliver Igel später, „weil sie zeigen, wie ernst ihr die Fragen von Verteilung und Teilhabe nehmt.“
„Ich nehme mit, dass man jeden respektiert“
„Es war wie eine Bürgerversammlung – nur voller. Die Antworten waren ehrlich, das fand ich gut“, sagt FEZitty-Finanzminister Tobias nach der Veranstaltung. Levinia, die kandidierende Bürgermeisterin, nimmt für ihre Regierungsarbeit einiges mit: „Ich nehme mit, dass man gute Antworten geben kann, immer freundlich ist und jeden respektiert.“ Was sie in der letzten FEZitty-Woche noch vorhat? Sie strahlt: „Ich würde gemeinsam mit der Finanzministerin und dem Finanzminister Partys schmeißen, ja.“
Eine Fahrt, die noch fehlte
Die Menge löst sich langsam auf. Wegner und Liecke verabschieden sich. Oliver Igel zögert. „Zeigt mir denn jetzt noch jemand den Weg zur Bahn?“ fragt er – und korrigiert sich mit einem Augenzwinkern: „Zur FEZitty-Bahn! Das kann man so ja nicht stehen lassen – sonst sind die Kinder enttäuscht.“ Zusammen mit Dr. Margrit Witzke, Barbara Pilsberger und Chris Berghäuser geht’s also doch noch an Bord. Igel bezahlt mit Wuhlis die Tickets: 2 Wuhli kostet die Fahrt pro Person.

Der Wagen ruckelt an, ein Hauch von verbranntem Diesel liegt in der Luft, die kleine Bahn zuckelt eine Runde über das Gelände, sogar über den Werkhof – ein seltener Blick hinter die Kulissen. An Bord wird’s gemütlich: DDR-Rezepte machen die Runde: Falscher Hase, Jägerschnitzel Ost, Kartoffelpuffer. Igel wünscht sich, „dass die Lehrküche sich auch mal mit der DDR-Küche beschäftigt, bevor dieses Kulturgut verloren geht“. Dann bremst der FEZitty-Express aus, es wird noch einmal gewinkt – und die Kinderstadt gehört wieder ganz den Kindern.
In FEZitty gestalten Kinder ihre eigene Stadt – mit Berufen, Rathaus, Medien, Werkstätten, eigener Währung und einer demokratisch gewählten Kinderregierung. Wer mitmachen will: FEZitty läuft noch bis 5. September, dienstags bis freitags, 10–17 Uhr. Infos und Tickets findest du hier.
Danksagung
FEZitty wird durch zahlreiche Partner*innen ermöglicht – u. a. durch die Berliner Wasserbetriebe, ODEG, DHL/Deutsche Post, BVG, Knuspr, Weihe, dm, die Berliner Sparkasse und viele weitere.







