Liebe Kristin, seit drei Jahren hilfst du Kindern im FEZitty-Rathaus beim Regieren. Was passiert da genau – und wie regieren Kinder ihre Stadt?
Die Kinder gestalten ihre Stadt aktiv mit – sie regeln Steuern, führen Wahlkämpfe, verabschieden Gesetze. Es gibt eine Regierung, ein Awareness-Team – statt einer Polizei – und Bürger*innen-Versammlungen, auf denen die Kinder ihre Themen ansprechen. Mich beeindruckt jedes Jahr aufs Neue, wie ernst die Kinder ihre Rollen nehmen – besonders wenn es um Gerechtigkeit, Steuern und Umverteilung geht. Jahr für Jahr kommt ganz früh die Frage: Ist das, was wir hier tun, eigentlich gerecht? Wer zahlt wie viel? Und wie kann man das fair gestalten?
Das klingt ziemlich komplex. Welche Ideen haben die Kinder konkret zum Thema Steuern?
Letztes Jahr haben sie ein eigenes Steuergesetzbuch verabschiedet. Im Zentrum stand dabei ein progressives Steuersystem – nach dem Prinzip: Wer mehr verdient, zahlt mehr. Das betrifft etwa erfolgreiche Start-ups oder den Supermarkt, der regelmäßig hohe Umsätze macht. Gleichzeitig überlegen die Kinder: Soll ein Glücksspielbetrieb genauso behandelt werden wie die Stadtreinigung? Gerade diskutieren sie, wie sie gemeinsam mit den Betrieben faire Sätze aushandeln können. Es geht darum, einen Konsens zu finden – und ein System zu entwickeln, mit dem alle leben können.
Welche Themen beschäftigen die Kinderregierung sonst noch?
Jedes Jahr ist die Frage nach Gerechtigkeit und Regelverstoß zentral – zum Beispiel: Wie gehen wir mit Regelverstößen um? Was tun bei Mobbing oder Diebstahl? Da kommen wir manchmal an die Grenzen des Spiels, und dann ist das Awareness-Team gefragt – das läuft als Alternative zur Polizei durch die Stadt und achtet auf Fairness, prüft etwa auf Falschgeld oder ungültige Wuhlis.

Gibt es in FEZitty Bürger*innen, die reich sind?
Ja, auf jeden Fall! Wer ein erfolgreiches Unternehmen gründet oder geschickt handelt, kann schnell zu Reichtum kommen. Manche Kinder schenken anderen ihre Wuhlis, wenn sie das Spiel verlassen. Das alles gehört zum Spiel – aber wir achten darauf, dass es fair bleibt. Was wir definitiv nicht erlauben: echtes Geld gegen Spielgeld zu tauschen. Auch wenn das manchen Eltern nicht gefällt: das würde das Gleichgewicht im Spiel stören – und ist deshalb tabu.
Gibt es Eltern, die sich zu sehr einmischen?
Ja, leider. Dabei ist FEZitty bewusst als elternfreie Zone gedacht. Kinder sollen ihre Entscheidungen selbst treffen – von der Berufswahl bis zum Geldausgeben. Eltern dürfen zwar zuschauen oder bestimmte Angebote mitmachen, aber sie sollen nicht mitreden. Trotzdem sehen wir immer wieder, wie Kinder auf elterlichen Wunsch hin in bestimmte Jobs gedrängt werden. Da braucht es Humor und Sensibilisierung.
Warum ist es dir so wichtig, dass Kinder allein entscheiden?
Weil es hier ums Lernen fürs Leben geht. Die Kinder sollen erfahren, wie es ist, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen, Fehler zu machen – und daraus zu lernen. Das sind echte Lebenskompetenzen. Es geht um Selbstwirksamkeit und darum, eigene Wege zu gehen. FEZitty ist kein Rollenspiel, sondern ein Trainingsraum für echte Demokratie.
Am 26. August kommt die echte Berliner Politik zu Besuch – unter anderem ist Berlins regierender Bürgermeister Kai Wegner angekündigt. Wie bereiten sich die Kinder darauf vor?
Herr Wegner, Oliver Igel und Falko Liecke kommen, die Vorfreude ist groß! Täglich kommen Kinder mit Ideen und Fragen, die sie dem Bürgermeister mitgeben möchten. Themen wie Bildung, LGBTQIA+, Gerechtigkeit oder Teilhabe sind ihnen total wichtig – und sie wünschen sich, dass das gehört wird, über FEZitty hinaus.







